Rocca Brancaleone. Ravenna in venezianischer Epoche

Rocca Brancaleone. Hotels in der Nähe von Rocca Brancaleone.

Foto:1) Eingang auf via Rocca Brancaleone 2)Rocca Brancaleone, innere Piazza Armi, 3/4/5)Rocca Brancaleone, die mächtigen Wachttürme

„Die einzigartige und uneinnehmbare Konstruktion mit den hohen Backsteinmauern und einer schwindelerregenden Höhe“ das waren die Worte mit der Desiderio Spreti, ein Historiker aus Ravenna, die Festung im Jahre 1489 beschrieb.

Dreissig Jahre vorher wurde das Bauwerk fertig gestellt und die ersten Garnisonen belegten es: 25 Armbrustschützen unter dem Befehlshaber Marco di Riniero. Die Notwendigkeit Ravenna zu verteidigen, begann mit der ersten Besorgnis der Venezianer nachdem diese im Jahre 1441 die Herrschaft übernommen haben.

Die Stadtmauern wurden saniert und befestigt; neue Bollwerke, wie der Zancana-Turm , den der Stadtvogt Andrea Zancani angeordnet hat, wurden an den westlichen Mauern errichtet. Die Stadt verfügte derzeitig über ein Castelletto aus dem Mittelalter, welches vor der Porta San Mama lag. Dieses erwies sich für die moderne Verteidigungstaktik als ungeeignet.
 

Der Befehl eine neue Festungsanlage zu bauen kam im Jahre 1456 aus Venedig und wurde von dem Dogen Francesco Foscari unterzeichnet. Die Rocca Brancaleone, deren Bezeichnung noch heute nicht geklärt werden konnte, wurde unter Einhaltung der neueste militärischen Kriterien gebaut.

Sie besteht aus einem „Ridotto“ (Versammlungsort), aus vier mächtigen eckigen Wachttürmen und einer großen Zitadelle, in der die Garnisonen beherbergt waren; außerdem Stallungen, Lagerräumen für Verpflegung und Waffen, ein Wasserbrunnen, Räumlichkeiten für die Fertigung von Schießpulver und Kanonenkugeln. Die Festung war mit einem breiten Graben umgeben, der auch im Inneren um das Ridotto verlief.

Jeder Wachturm war mit Schiessschächten für die modernsten Schusswaffen, mit der Bombarde, der ersten Kanone ausgerüstet; es wurde mit Steinkugeln und Schießpulver gekämpft, die Terror auslösten. 1973 wurde bei Ausgrabungen an einem der Wachttürme eine Bombarde gefunden, die heute im Museo Nazionale ausgestellt wird.

Nur zweimal wurde die Festung für ihren Zweck eingesetzt: im Jahre 1509, nachdem Venedig in der Schlacht von Agnadello besiegt wurde, erfolgte eine Kanonisierung von Seiten des Duca di Urbino, der mit dem Papst Giulio II. verbündet war; es konnte somit der Übernahme Ravennas an den Heiligen Stuhl bekräftigt werden.

Im April 1512 anlässlich der Belagerung der Franzosen, die bereits die Stadt beschossen hatten und gegen die Spanier und gegen den Papst kämpften, wurde widerstand geleistet. Im siebzehnten Jh. wurde die Festung verlassen, die Bausteine wurden für neue Bauwerke eingesetzt, die Höhe wurde erheblich reduziert.

Heute dient sie als öffentlicher Park und als Arena unter dem Sternenhimmel.

Prof. Gianni Morelli

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